Buchkritik: „Aufräumen für Faule“ von Rachel Hoffman

Wenn Marie Kondo mit „Magic Cleaning“ die Kür des aufgeräumten Zuhauses präsentiert, dann geht es Rachel Hoffman mit „Aufräumen für Faule“ um die Pflicht. Um die Basis. Um Menschen, die größere Sorgen haben, als ihre Socken farblich zu sortieren und sich abends bei ihrer Handtasche zu bedanken. Nicht das daran etwas falsch ist, Achtsamkeit ist in aller Munde und ich sortiere meinen Kleiderschrank auch fröhlich nach Farben.

Aber manche Menschen möchten einfach nur eine halbwegs ordentliche Wohnung. In der sie sich wohlfühlen. In der auch spontan Besuch vorbeikommen kann. Das ganz große Chaos zu vermeiden, darum geht es Rachel Hoffman mit ihren Ratschlägen. Angefangen hat sie 2011 auf einem Tumblr-Blog mit dem cleveren Namen „Unfuck you Habitat“ (Habitat = Lebensraum). Ihre wichtigste Aufräumregel: 20/10. Das heißt 20 Minuten aufräumen, 10 Minuten Pause. Also in kleinen, übersichtlichen Einheiten dem Abwasch, dem Staub und der Wäsche zu Leibe rücken.

2017 sind die Tipps der US-Amerikanerin als Selbsthilfebuch erschienen. Der mvg Verlag war so nett und hat mir ein Lese-Exemplar der deutschen Ausgabe zugesandt. Denn natürlich bin ich immer gespannt darauf, neue Ordnungstricks zu lernen, um sie an meine Kunden weiter zu geben. Was also bietet das Buch?

Buch "Aufräumen für Faule" von Rachel Hoffman

Perfektion ist nicht das Ziel

Gleich auf den ersten Seiten erklärt Hoffmann den Lesern, dass es nicht darum geht, dass die eigene Wohnung professionell durchgestylt aussieht wie auf Instagram oder Pinterest. Dass es einen Mittelweg gibt zwischen dem scheinbar perfekten Haushalt und „alles liegen lassen“. Realistische Erwartungen, die man aber erfüllen kann – darum geht es. Auch mit Kindern, Haustieren, Mitbewohner. Mit gesundheitlichen Einschränkungen, stressigem Job oder Studium.
Überhaupt ist „Aufräumen für Faule“ mit einer sehr realistischen Sichtweise geschrieben. Die Autorin zeigt viel Verständnis für ein hektisches Alltagsleben und  und geht auch auf persönliche Einschränkungen wie zum Beispiel durch Depression ein. Und sie erkennt ehrlich an, dass man manchmal (oder meistens) einfach gar keine Lust hat, die Wohnung zu putzen.

Nach dem Abwasch ist vor dem Abwasch

Damit es zuhause aber trotzdem gemütlich wird, gibt es die 20/10 Regel (oder 5 Min. Putzen /1 Min. Pause oder 45 Min. Aufräumen /15 Min. Pause). „Etwas zu tun ist stets besser als nichts zu tun“, motiviert Hoffman ihre Leser. Diese täglichen bzw. wöchentlichen Putz-Einheiten schützen vor Großputz-Aktionen, die einmal im Monat oder im Jahr (??) kurz für Ordnung sorgen, während sich die restliche Zeit Müll und schmutzige Wäsche stapeln.
Denn Putzen ist leider nie zu Ende. Man ist niemals fertig. So lange man Geschirr benutzt wird es dreckig, muss gereinigt werden und wird wieder dreckig und… Ein nie endender Zyklus und ein wichtiger Aha-Moment in dem Ratgeber. Doch wer öfter kleine Handgriffe macht, hält den Putzaufwand so gering wie möglich.

Chaos vs. Ordnung 

Im Laufe des Buches erklärt Rachel Hoffman unter anderem:
– warum man jeden Morgen sein Bett machen sollte
– wie man sich von Dingen trennt und richtig ausmistet
– wie man den „Fußbodenkleiderschrank“ vermeidet
– wie man Hausarbeit fair mit seinen Mitbewohnern bzw. dem Partner oder der Partnerin aufteilt
Nebenbei macht Hoffman mit überholten Geschlechterrollen Schluss: Jeder und jede Bewohner_in macht Dreck in der Wohnung = jeder und jede Bewohner_in muss regelmäßig sauber machen!

Ausschnitt aus dem Buch "Aufräumen für Faule" von Racher Hoffman

Kritik

An den knalligen englischen Titel „Unfuck your Habitat“ kommt die deutsche Version natürlich nicht heran. Einige wenige Tipp- und Typografiefehler könnte man in der nächsten Ausgabe vermeiden. Schön wären auch ein paar Infos zur Autorin und warum ich ihr als Aufräum-Expertin vertrauen sollte, denn die fehlen leider.

Fazit

Das richtige Buch mit viel Motivation und konkreter Anleitung für
– echt wirklich richtig putzfaule Menschen
– Menschen mit körperlicher oder mentaler Beeinträchtigung
– Studenten oder Auszubildende, die in die erste eigenen Wohnung ziehen
– Paare, WGs oder Familien, in denen es immer wieder zu Diskussionen über die Hausarbeit kommt

„Aufräumen für Faule“ – Rachel Hoffman
mvg Verlag
204 Seiten

14,99 €
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