Aufräumen mit Netflix: Marie Kondo, Minimalismus und mehr

Ihr braucht eine Runde Motivation zum Aufräumen? Dann habe ich heute die passenden Fernsehtipps! Zwei Serien und ein Film – alles aktuell auf Netflix zu finden.

1. AUFRÄUMEN MIT MARIE KONDO

Es ging in den vergangen Woche bereits durch die Medien und wurde viel diskutiert: Professional Organizerin Marie Kondo hat eine eigene Serie bekommen.

Darum geht’s: Marie Kondo hilft US-amerikanischen Familien ihre überfüllten Häusern und unordentlichen Wohnungen auszumisten und neu zu sortieren. Dabei ist die Frage „Does this spark joy?“ ( auf dt: „Löst es Freude aus?“) natürlich wieder das wichtigste Entscheidungskriterium. Wer Marie Kondos Ratgeber“Magic Cleaning“ gelesen hat, erkennt viele ihrer Tipps wieder.
Die Serie lebt nicht nur von ihrer berühmten Ordnungsberaterin, sondern vor allem von ihren Kunden. Einige stehen an einem Wendepunkten im Leben, so wie Margie in Folge 4, die ihr Haus nach dem Tod ihres Mannes ausmisten und für sich umgestalten möchte. Wir erleben Paare, die lernen, ihre Sachen in der neuen, gemeinsamen Wohnung zu verstauen. Und natürlich Eltern und Kids, wie die sympathische Mercer-Familie in Folge 3, die ein passendes Ordnungssystem für sich finden und die Hausarbeit fair aufteilen muss.

Kritik: „Aufräumen mit Marie Kondo“ bietet einen Motivationsschub hoch drei! Schon beim Zuschauen fallen einem die chaotischen Ecken im eigenen Zuhause ein und man möchte direkt loslegen. Was mir an Marie Kondos Aufräum-Methode gefällt: Dass sie Gegenständen viel Wertschätzung entgegen bringt und betont, dass wir mit ihnen rücksichtsvoll umgehen, je länger haben wir etwas von ihnen.
Welche Vorschläge zum eigenen Lebensstil passen und welche ein Hauch übertrieben sind, muss natürlich jeder selbst entscheiden. (Socken dürfen zusammengekrempelt werden! Mir ist noch keine Socke daran gestorben!)
Kleinigkeiten lassen sich an der Serie sicher bemängeln. Zum Beispiel das immer gleiche, zweiminütige Intro vor jeder einzelnen Folge ist völlig überflüssig und gehört aussortiert! Außerdem ist es etwas kurios, warum Marie Kondo manchmal englisch und dann wieder japanisch spricht, manchmal ihre Übersetzerin redet, manchmal mit Synchronisation und manchmal mit Untertiteln gearbeitet wird.

Fazit: Motivation und Unterhaltung für alle, die bereits Fans der Konmari-Mehode sind. Und alle, die keine Lust haben, das Buch zu lesen, können ein paar Ordnungstipps mitnehmen.

USA 2018, 8 Folgen, Länge 35-40 Minuten

2. MINIMALISM: A DOCUMENTARY ABOUT THE IMPORTANT THINGS

Joshua Fields Millburn und Ryan Nicodemus haben Minimalismus zu ihrem Beruf gemacht. Seit inzwischen zehn  Jahren erklären sie auf ihrem Blog The Minimalists, in Büchern und einem Podcast, warum weniger mehr ist. Sie sind übrigens auch die Erfinder des genialen Minimalism Games. Jetzt haben die beiden ihre erste Dokumenation gedreht.

Darum geht’s: Gesellschaftskritik! Warum konsumieren wir im Überfluss? Wie verlocken uns Medien und Werbung zum hemmungslosen Shoppen? Joashua und Ryan erzählen vom eigenen Weg zum Minimalismus. Wie sie auf der Suche nach Sinnhaftigkeit aus dem Hamsterrad aus Arbeiten – Einkaufen – Arbeiten ausgestiegen sind, auf der Suche nach einem glücklichen und zufriedenen Leben.
Wissenschaftlerinnen und Konsumkritiker hinterfragen in zahlreichen Interviews Statussymbole und Materialismus, Fast Fashion und die gefährlichen Folgen für die Umwelt.
Andere Minimalisten zeigen ihr Leben als Tiny-House-Besitzerin oder Aussteiger auf Weltreise. Es geht um Menschen, die mehr Zeit haben wollten, denen Qualität mehr bedeutet als Quantität.

Kritik: Inspirierend und von allen Sendungen am radikalsten. Der sehr lose, rote Faden der Dokumentation ist eine Verantsaltungstour, die Joshua und Ryan quer durch die USA führt. Es gibt weniger eine Handlung als verschiedene Themenfelder, die angerissen werden.

Fazit: Die passende Dokumentation für alle, die verstehen wollen, was sich hinter dem Schlagwort Minimalismus verbirgt. Und ein einfacher Einstieg für diejenigen, die minimalistischer leben möchten. Wer einen Anstoß braucht, sein Einkaufsverhalten zu überdenken, der bekommt hier einen echten Schubs in die richtige Richtung.

USA 2016, Länge 75 Minuten

3. CONSUMED – JETZT WIRD AUSGEMISTET

Extrem entrümpeln – Ordnungscoach Jill Pollack hat ihre ganz eigene Methode, um die Protagonisten in dieser Serie von Chaos und Überfluss zu befreien.

Darum geht’s: Wer Jill zur Hilfe ruft, weil er oder sie die Unordnung in der Wohnung nicht mehr in den Griff bekommt, muss erst einmal auf fast alles verzichten. Für 30 Tage dürfen ihre Kunden nur mit dem Nötigsten leben, der Rest des Haushalts wird eingelagert. Anschließend müssen sie sich vom Großteil ihres Besitzes trennen – nur 25 Prozent der Sachen dürfen wieder mit zurück nach Hause kommen.
Ein Handwerker sorgt währenddessen mit clever gezimmerten Aufbewahrungslösungen für mehr Stauraum in Kinderzimmern, Wohnzimmer usw. Oft kommen schon lange schwelende Konflikte zwischen den Familienmitgliedern zum Ausbruch, wenn sie sich plötzlich nicht mehr mit Fernseher und Computer ablenken können, sondern miteinander beschäftigen müssen.

Kritik: Aufgrund der speziellen Dramaturgie von „Consumed“ wirkt das Verhalten mancher Teilnehmer teilweise übertrieben, typisch für solche TV-Formate. Gleichzeitig macht diese extreme Herausforderung die Sendung interessant, weil jeder Zuschauer und jede Zuschauerin selbst überlegt: Was ist für mich existentiell, wovon könnte ich mich trennen?
Besonders spannend finde ich am Ende einer Folge immer den Besuch ein paar Wochen nach der Ausmist-Aktion: Wie geht es der Familie jetzt? Konnte sie die neue Ordnung aufrecht erhalten oder ist der Schlendrian wieder eingezogen?

Fazit: Diese Sendung ist von den drei hier vorgestellten am unterhaltsamsten, weil die Herausforderung an das Existentielle geht. Manchmal möchte man den Protagonisten einfach nur zurufen“Hör auf zu shoppen!“, dieser wichtige Tipp kommt von Jill leider nie. Ansonsten die Ordnungsberaterin resolut aber verständnisvoll, also genau die richtige Person für den Job.
Weil die Serie bereits vor ein paar Jahren im Fernsehen ausgestrahlt wurde, wirkt die Inneneinrichtigung nach der Renovierung nicht mehr ganz modern, einen schönen Vorher-Nachher-Effekt gibt es natürlich trotzdem.

Kanada 2011, 9 Folgen, Länge 42 Minuten

EXTRA-TIPP: STAY HERE

Wer nach dem Ausmisten und Aufräumen etwas Interior-Inspiration sucht, dem empfehle ich „Stay Here“. In knackigen 30 Minuten verwandeln Interior-Designerin Genevieve Gorder und Makler Peter Lorimer triste Ferienwohnungen in traumhafte Urlaubs-Oasen. Ein Hausboot in Seattle, ein kalifornisches Weingut, ein spektakulärer Bungalow im Stil der 70er Jahre in Palm Springs…
Die Moderatoren sind gut gelaunt und haben viele Tipps auf Lager. Das Ergebnis ist immer außergewöhnlich, trendy und gleichzeitig passend zur Region. Die Sendung ist kurzweilig und macht einfach Spaß, ich habe sie zwei Tagen geschaut.

USA, 2018, 8 Folgen, 30 Minuten

P.s. Ich stehe in keinem Kontakt zu Netflix. Ich teile in diesem Blog-Artikel lediglich meine Empfehlungen als Professional Organizerin und Very Professional Fernsehzuschauerin. #sharingiscaring